Nachwort Stafettenritt 2013

Seit 1997 konnten wir die Entwicklung des IPZV Stafettenritts mit erleben, zum Teil als Teilnehmende, zum Teil als aktiv Beteiligte in der Vorbereitung, Rittführung oder als  gastgebendes Übernachtungsquartier. Unsere Erfahrungen sind ganz unterschiedlich, aber es ist über die Jahre hinweg doch eine kontinuierliche Entwicklung zu sehen. Der Stellenwert und  - damit verbunden - die Organisation wurden immer besser.  Anfangs war es nur eine gute Idee einiger weniger Idealisten, die gegen alle Widrigkeiten zu bestehen hatte, dann wurde der Ritt zunehmend besser organisatorisch strukturiert. Ursprünglich wurde wochenendweise mehr oder weniger von Hof zu Hof geritten, dann entstand daraus ein durchgehender Wanderritt. Das Interesse an der Teilnahme wurde größer, ein begleitender Trossfahrer fand sich,örtliche "Streckenscouts" übernahmen abschnittsweise die Führung. Im Tross gab es ein großes Stromgerät, an das sich alle mit ihrem Paddockzaun anschließen konnten. Nur wenige Teilnehmer kampierten, einige nächtigten im Heulager, etliche nahmen Zimmer und wurden vom Trossfahrer hingebracht und wieder abgeholt. Im Laufe der Jahre wurde die Ausstattung der Teilnehmer besser, eigene Stromgeräte, bessere  Paddocksysteme.Inzwischen wollen Alle täglich ihr Gespann dabei haben - nur ganz Wenige reisen mit kleinem Gepäck, die Meisten wollen bei den Pferden kampieren, sei es im Zelt, im Auto, im zum Schlafzimmer umfunktionierten Pferdeanhänger, oder im komfortablen Wohnmobil. Dadurch entstanden ganz neue Anforderungen:

Der Ritt 2011 von der Schweiz nach Österreich schlug alle Rekorde, von Anfang bis Ende voll ausgebucht, im Schnitt 30 Reiter und ein ellenlanger Rattenschwanz an Gespannen. Daher wurde für 2013 die Teilnehmerzahl  auf max. 15 begrenzt, und die empfohlene Länge der Tagesetappen auf 25 km herabgesetzt - leider war es nicht möglich, diese Vorgaben überall einzuhalten, was teilweise problematisch war (ohne das  nun genauer auszuführen). Die körperliche Anstrengung ist nicht das Problem. Das Wetter, die unterschiedlichen Stationen, das alles kann sehr anstrengend sein, gehört aber zu einem Abenteuer dazu.

 

Aber es gab andere Schwierigkeiten, die auch genannt werden müssen und sollen, damit man gemeinsam überlegen kann, ob und wie sich noch etwas verbessern kann.

 

> Schwierig ist es, wenn die Pferde häufigen Futterumstellungen ausgesetzt sind - so gab es mal überhaupt kein Gras auf der Wiese, aber genügend Heu, am nächsten Tag massenhaft Gras, aber kein Heu. Es gab auch mal weder das eine noch das andere, in Tschechien waren wir nicht darauf gefasst (Tag 15), anderswo war es vorher bekannt und wir hatten die Möglichkeit, selbst das Heu von der Station davor mit zu nehmen. Seltsamerweise bekamen wir ausgerechnet in Karlshorst einen angeschimmelten Ballen Heu hingestellt!!!

> Schwierig ist es, wenn wir Reiter keine Dusche bekommen, oder sogar weder Dusche, noch WC in erreichbarer Nähe haben...

> Schwierig ist es auch, täglich einen Menge Gespanne nach zu ziehen oder voraus zu fahren, es ist anstrengend, es bringt Unruhe mit sich, es ist ökologisch wie ökonomisch nicht sinnvoll - die Förderung von Teams, die sich gegenseitig den "Roadie" machen, wäre besser.

> Schwierig ist es für Streckenorganisatoren, wenn erst nach 5-maligem Nachfragen endlich klar ist, wer wann und wo etwas zu essen haben möchte - schließlich wird Essen an den Stationen bestellt, der Ritt beginnt, und dann entscheiden sich alle möglichen Leute wieder anders. Vor allem gibt es immer jemanden, dem nix recht ist...

 

Dies jedoch sind die "externen" Probleme, die sicherlich leichter zu lösen sein werden, als die "internen":

 

> Schwierig ist es für die Gruppendynamik, wenn an einem Tag recht viele Leute neu dazu kommen.

> Schwierig ist es, wenn innerhalb einer Gruppe sich ein Grüppchen bildet - da kann kein Gemeinschaftsgefühl entstehen. Noch schwieriger ist es, wenn das Grüppchen meint, der "harte Kern des Stafettenritts" zu sein..., da wird dann unterschieden zwischen wichtigen  und unwichtigen Leuten.

> Schwierig ist es, wenn immer wieder aufs Neue über das Tempo beim Reiten diskutiert (und geschimpft und geschrien!!!) wird.  Wie war das doch gleich mit "leben und leben lassen"?

Wünschenswert wäre ein grundsätzlich bessere Akzeptanz und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Temperamenten, Meinungen und Bedürfnissen. Gemeinschaft entsteht nicht automatisch durch das Mitführen einer Stafette und auch nicht per Diktat. Nur wenn innerhalb einer Gruppe sich niemand ausgegrenzt fühlt, kann ein Team entstehen. 

 

Insgesamt haben wir dennoch viel Freude gehabt an diesem Ritt 2013, wir haben wunderbare Menschen kennen gelernt, sind durch die unterschiedlichsten und immer wieder auf andere Art und Weise reizvollen Landschaften gekommen - und beim Reisen zu Pferd kann man Land und Leute ja ganz anders erfahren als sonst. Wunderbar war es auch, wie sich viele Probleme lösten durch die spontane Hilfsbereitschaft  von Menschen vor Ort - sei es, dass sie uns ihren Wasserschlauch zur Verfügung stellten, oder ihren Schubkarren, oder sogar ihre Dusche & WC. Ihnen allen sei hier noch einmal ausdrücklich gedankt!

An dieser Stelle noch zusätzlichen Dank an unsere Quartiergeber auf der Hälfte unserer Heimreise: Familie Thews mit ihrem kleinen, aber sehr sympathischen Islandpferdehof bei Plauen im Vogtland, eine empfehlenswerte Adresse:

http://www.islandpferde-nidavellir.de

 

 

so hat´s angefangen...
so hat´s angefangen...